Am Sonntag, dem 13. Juli 2025, tötete ein israelischer Luftangriff auf das Flüchtlingslager Al-Nuseirat im zentralen Gazastreifen zehn Menschen, darunter sechs Kinder, die an einem Wassertank anstanden, um Wasser zu holen. Dies teilten die Rettungsdienste des Gazastreifens mit. Der Angriff sei von einer Drohne ausgeführt worden, die eine Rakete in die mit leeren Kanistern beladene Menge abfeuerte. Seit der Eröffnung der neuen Lebensmittelausgabestellen im Gazastreifen am 25. Mai wurden über 27 Menschen verletzt und über 3.400 getötet. Laut dem Internationalen Roten Kreuz ist dies eine höhere Zahl an Todesopfern als im gesamten Jahr 2024. Das israelische Militär hat sich bisher nicht zu dem Vorfall geäußert, was die Spannungen im anhaltenden Konflikt im Gazastreifen verschärft.
Der Angriff ereignete sich am frühen Morgen des 13. Juli in der Nähe einer Wasserverteilungsstelle im Lager al-Nuseirat, wie das al-Aqsa-Krankenhaus in Deir al-Balah mitteilte. Zeugen berichteten Reuters, die Drohne habe ohne Vorwarnung abgefeuert und eine Gruppe von Menschen, darunter Frauen und Kinder, getroffen, die sich zum Wasserholen versammelt hatten. Unter den Opfern seien sechs Kinder zwischen 8 und 14 Jahren und vier Erwachsene. Sieben weitere Personen, darunter mehrere Kinder, seien schwer verletzt worden und schwebten in kritischem Zustand, teilte das al-Awda-Krankenhaus mit. Videos, die der New York Times vorliegen, zeigen die Leichen der Opfer, darunter auch Kinder, in den Trümmern liegend, sowie Panik unter den Überlebenden, die versuchen, Hilfe zu leisten.
Das Internationale Rote Kreuz (IKRK) stellte fest, dass die Angriffe auf Hilfsverteilungsstellen seit Ende Mai 2025 dramatisch zugenommen haben. Nach Angaben der Organisation wurden in den letzten anderthalb Monaten mehr als 400 Palästinenser bei solchen Vorfällen getötet. Grund dafür sind die verstärkten israelischen Operationen nach dem Scheitern des Waffenstillstands mit der Hamas im März 2025. Der Angriff auf al-Nuseirat war einer der tödlichsten der letzten Wochen und verdeutlichte die humanitäre Krise im Gazastreifen.
Der Konflikt im Gazastreifen eskalierte nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1.200 Menschen getötet und 251 Geiseln genommen wurden. Als Reaktion darauf startete Israel eine massive Militäroperation, die nach Angaben des Gesundheitsministeriums von Gaza bis zum 13. Juli 2023 zum Tod von über 57 Palästinensern, darunter über 882 Kinder, und zur Verwundung von über 15 Menschen führte. Der Großteil der Bevölkerung Gazas, etwa 95 %, wurde vertrieben, und die Infrastruktur, darunter Krankenhäuser, Schulen und die Wasserversorgung, wurde zerstört.
Das Lager al-Nuseirat, in dem der Angriff stattfand, ist eines der größten im Gazastreifen und beherbergt Zehntausende Flüchtlinge. Laut dem Guardian leidet die Region aufgrund der israelischen Blockade, die im März 2025 begann, unter schwerem Wassermangel. Dadurch sind die Vorräte an Treibstoff, Lebensmitteln und Medikamenten eingeschränkt. UNICEF warnt, dass der Mangel an sauberem Wasser zu einem Ausbruch von Magen-Darm-Erkrankungen bei Kindern geführt hat und fast eine halbe Million Menschen von einer Hungersnot bedroht sind.
Die israelische Seite äußerte sich nicht explizit zum Angriff auf al-Nuseirat, erklärte aber zuvor, ihre Operationen richteten sich gegen die Hamas, die laut IDF zivile Infrastruktur für militärische Zwecke nutzt. Bei ähnlichen Vorfällen, wie dem Angriff auf eine Klinik in Deir al-Balah am 10. Juli 2025, bei dem 15 Menschen, darunter acht Kinder, getötet wurden, behauptete Israel, das Ziel sei ein Hamas-Kämpfer gewesen, der am Angriff vom 7. Oktober 2023 beteiligt gewesen sei.
Die im März 2025 verhängte israelische Blockade des Gazastreifens hat katastrophale Folgen. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind im Gazastreifen nur noch 68 Suppenküchen geöffnet, die täglich etwa 260 Mahlzeiten ausgeben – weit weniger als der Bedarf der 1 Milliarde Einwohner. Das Gesundheitssystem steht kurz vor dem Zusammenbruch: Krankenhäuser wie Al-Shifa und Al-Awda arbeiten mit minimalem Treibstoff und Medikamenten, und die Evakuierung von Verletzten außerhalb des Gazastreifens ist aufgrund israelischer Beschränkungen praktisch unmöglich.
Der Vorfall ereignete sich, während die Waffenstillstandsgespräche in Doha ins Stocken geraten sind. Laut Reuters betreffen die wichtigsten Meinungsverschiedenheiten die Bedingungen des israelischen Rückzugs aus Gaza und die Freilassung der Geiseln. Die Hamas fordert eine vollständige Einstellung der Kämpfe und ein Ende der Blockade, während der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu auf die Entwaffnung der Hamas und die Entmilitarisierung Gazas drängt. US-Präsident Donald Trump, der das Abkommen vermittelt, äußerte sich optimistisch über ein mögliches Abkommen, doch palästinensische Quellen berichten von keinen Fortschritten.