Was tatsächlich vor sich geht… wir müssen aufpassen daß uns Frankreich und GB nicht auffressen und in den Krieg zwingen. Unsere Richtung muß nach Rußland gehen, sonst gibt es niemals Frieden

Betreibt Donald Trump den möglichen Zusammenbruch des “amerikanischen Imperiums”?

Seit einem Monat ist die Häufung kritischer Ereignisse rund um die Vereinigten Staaten,
die Ukraine und die Europäische Union schwer zu deuten, weil jede Macht maskiert vorrückt.

Die europäischen Staats- und Regierungschefs setzen ein dummes Gesicht auf, wenn sie versichern,
dass sie weiterhin die integralen Nationalisten der Ukraine unterstützen, obwohl Washington und Moskau
sich bereits auf ein Friedensabkommen geeinigt haben.
Es ist jedoch möglich, dass sich hinter den diplomatischen Gipfeln ein anderes Thema verbirgt:
die Verhinderung einer großen Wirtschaftskrise im Westen.
In diesem Fall muss Washington seine Verbündeten terrorisieren, damit sie ihre Schulden zurückzahlen.

Es war in dieser kitschigen Kulisse seiner Residenz in Mar-a-Lago, wo Donald Trump die verbündeten Zentralbanker
und Finanzminister davon überzeugte, dass er sie dazu bringen würde, die Schulden der Vereinigten Staaten zu bezahlen

Die Entdollarisierung, d.h. die Tatsache, dass der Dollar nur auf nationaler Ebene der USA und nicht mehr im
internationalen Handel verwendet wird, ist das heutige, ungelöste Problem der Finanzwelt.
Aber nach den einseitigen Zwangsmaßnahmen, die die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten zunächst dem Iran
und dann Russland auferlegt haben
(Maßnahmen, die von der atlantischen Propaganda fälschlicherweise als “Sanktionen” bezeichnet wurden),
schuf Russland ein Überweisungssystem für Finanz-Nachrichten (SPFS), China das China Interbank Payment System (CIPS)
und die Europäische Union das Europäische Handelsunterstützungsinstrument (INSTEX).
Infolgedessen ist die Verwendung des Dollars im internationalen Handel um etwa ein Viertel zurückgegangen.

Die Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten hat inzwischen die astronomische Summe von 36000 Milliarden Dollar erreicht,
von denen laut Forbes nur ein Drittel von ausländischen Investoren gehalten wird [1].
Wenn nun gewisse Gläubiger der Vereinigten Staaten, vor allem China und Saudi-Arabien, eine Rückzahlung verlangen würden,
würde es zu einer gigantischen Wirtschaftskrise wie in 1929 kommen.

Viele Ökonomen warnen regelmäßig vor einer solchen Perspektive.
Laut Jon Hartley von der Hoover Institution, haben die Zentralbanken den Anteil des Dollars an ihren Devisenreserven
seit dem Krieg in der Ukraine jedoch nicht reduziert.
Am 20. Februar hat eine Videokonferenz des Analysten Jim Bianco, die von der Agentur Bloomberg aufgegriffen wurde [2],
die Bedenken wieder belebt.
Diesem Analysten zufolge verfolgt die Trump-Regierung einen Plan, das “Mar-a-Lago-Abkommen”.
Sie beabsichtige, die US-Schuldenlast radikal umzustrukturieren, indem sie den Welthandel durch Zölle neu organisiert,
den Dollar abwertet und letztlich die Kreditkosten senkt, alles mit dem Ziel, die US-Industrie mit ihren Konkurrenten
der übrigen Welt auf gleiche Augenhöhe zu stellen.

Die Idee des “Mar-a-Lago-Abkommens” bezieht sich auf einen Artikel von Stephen Miran vom Manhattan Institute [3];
Miran wurde nämlich von Präsident Trump zum Vorsitzenden des Wirtschaftsberaterrats des Weißen Hauses (CEA)
ernannt und er selbst, Donald Trump, hielt am 22. Januar auf dem Weltwirtschaftsforum von Davos eine Rede,
die in diese Richtung zu gehen scheint.

Der Begriff “Mar-a-Lago-Abkommen” erinnert an das “Plaza-Abkommen”, als die Vereinigten Staaten 1975 eine Politik
der Schwächung ihrer Währung umsetzten, um ihre Exporte anzukurbeln.
Tatsächlich kam die Wirtschaft der Vereinigten Staaten wieder in Schwung, da die Finanzmechanismen schlecht kontrolliert wurden,
indem sie eine sehr schwere Rezession in Japan auslöste.

Am 21. und 22. Januar 2025 hatte Donald Trump die Zentralbanker und Finanzminister der G7 in seiner Residenz in Mar-a-Lago versammelt.
Berichten zufolge begrüßte er sie mit den Worten: “Niemand wird diesen Raum verlassen, bis wir eine Einigung über den Dollar erzielt haben.” [4]. Dieses Abkommen wäre daher von den Alliierten gebilligt worden.

Die Grundidee wäre, dass das US-Finanzministerium Staatsanleihen ausgibt, die keine Zinsen abwerfen
(sogenannte “Nullkupons”) und die nicht vor einem Jahrhundert fällig werden
(d.h. die 100 Jahre lang nicht gegen Bargeld eingetauscht werden könnten).
Washington sollte daher seine Verbündeten zwingen, ihre Außenstände in “Nullkupons” umzuwandeln.

Wenn wir dieser Analyse Glauben schenken, müssen wir verschiedene Maßnahmen von Präsident Trump neu interpretieren,
sei es in Bezug auf Zölle oder die Schaffung eines souveränen Staatsfonds.
Sie wirken dann nicht mehr so unstetig, wie die internationale Presse sie beschreibt, sondern im Gegenteil sehr logisch.

Wir müssen daher bedenken, dass Donald Trump versucht, den möglichen wirtschaftlichen Zusammenbruch von Joe Bidens “amerikanischem Imperium” auf die gleiche Weise zu bewältigen, wie Juri Andropow, Konstantin Tschernenko und
Michail Gorbatschow einst versuchten, den von Leonid Breschnews “sowjetischem Imperium” zu bewältigen.

Ich betrachte diese Hypothese umso aufmerksamer, als der Staatsstreich vom 11. September 2001 meines Erachtens nach,
keinen anderen Zweck hatte, als den absehbaren Zusammenbruch des “amerikanischen Imperiums” hinauszuzögern.
Die letzten zwei Jahrzehnte waren eine Atempause, die das Problem nicht gelöst, sondern nur viel komplexer gemacht hat.

Erinnern wir uns: 1989 beschloss der Russe Michail Gorbatschow, Erster Sekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion,
die Staatsausgaben zu kürzen.
Er stoppte abrupt die Hilfe für die Verbündeten der UdSSR und gab ihnen allen ihre Freiheit.
Zur gleichen Zeit stürzten die Ostdeutschen die Berliner Mauer, während die Polen Mitglieder von Solidarnośc in den Landtag
und den Senat wählten.
Es war das Ende des Imperialismus des Ukrainers Leonid Breschnew, der 1968 allen Verbündeten der UdSSR das Moskauer Wirtschaftsmodell auferlegt hatte, es zu übernehmen, zu verteidigen und zu bewahren.

Das ist wahrscheinlich das, was wir heute erleben:
Donald Trump, Präsident der Vereinigten Staaten, löst das “amerikanische Imperium” auf, wie er 2017
versucht hatte es zu zerstören [5].
Am 28. Juli 2017 reorganisierte er den Nationalen Sicherheitsrat, indem er die ständigen Sitze des Direktors der CIA
und des Vorsitzenden des Generalstabs auflöste.
Was folgte, war ein dreiwöchiger Krieg in Washington und schließlich der Rücktritt des Nationalen Sicherheitsberaters,
General Michael T. Flynn.
Letzterer, der vom Radar verschwunden ist, ist heute noch aktiv und organisiert in Mar-a-Lago Treffen für die Gegner verbündeter Länder.

Diesmal schläfert Präsident Trump seine öffentliche Meinung vorsichtig ein, indem er die Annexion des gesamten nordamerikanischen Festlandsockels von Grönland bis zum Panamakanal heraufbeschwört und gleichzeitig den Krieg in der Ukraine und die Europäische Union liquidiert.

Wenn meine Hypothese richtig ist, sollten wir über die Drohungen der Annexion neuer Gebiete wie Kanadas
kein Wort verlieren und uns nicht vorstellen, dass die Vereinigten Staaten sich militärisch aus Europa zurückziehen,
um China zu konfrontieren, sondern wir sollten zugeben, dass sie ihre europäischen Verbündeten militärisch im Stich lassen.

Wir stellen fest, dass sie Deutschland im Stich lassen und sich auf Polen verlassen, um Mitteleuropa zu organisieren,
auch wenn das bedeutet, dass Warschau (das jetzt noch ukrainische) Ostgalizien annektieren darf.

Ebenso müssen wir uns darauf vorbereiten, dass die Vereinigten Staaten ihre Verbündeten im Nahen Osten,
mit Ausnahme Israels, im Stich lassen.
Tatsächlich haben sie gerade die Waffenlieferungen an Tel Aviv wieder aufgenommen und über Moskau Geheimgespräche
mit dem Iran aufgenommen.
Sie überlassen Saudi-Arabien und der Türkei die Aufteilung der arabischen Welt.

Der Wettstreit zwischen Paris und London um die Führung bei der europäischen Verteidigung sollte daher nicht als
Widerstand gegen den Frieden in der Ukraine verstanden werden.
Weder die französische noch die britische Armee haben die Möglichkeit, die militärische Unterstützung Washingtons zu ersetzen.

Vielmehr geht es darum, die Rolle zu bestimmen, die die beiden Hauptstädte in Zukunft auf dem Kontinent spielen werden.
Der französische Präsident Emmanuel Macron hofft, sein Verteidigungskonzept um die französische Force de frappe [atomique] herum zu entwickeln, während der britische Premierminister Keir Starmer die Situation zu seinem Vorteil nutzen will.

Ersterer ist sich bewusst, dass die Europäische Union um Deutschland herum auseinanderfällt und dass
Präsident Trump die “Drei-Meere-Initiative” um Polen herum bevorzugt.

Er könnte also das Weimarer Dreieck (Deutschland/Frankreich/Polen) wiederbeleben, um sich etwas Handlungsspielraum
zu verschaffen.
Auf der anderen Seite wird Letzterer auf der Grundlage derselben Analyse und unter Berücksichtigung des Verschwindens
der NATO dafür sorgen, dass Deutschland so weit wie möglich von Russland ferngehalten bleibt, und somit die seit anderthalb Jahrhunderten praktizierte Außenpolitik seines Landes fortsetzen.

Während die europäischen Verbündeten, die Chinesen und die Saudis, ihre Schulden gegen “Null-Kupons” einzutauschen als Betrug betrachten würden, sollte Russland stattdessen die Vereinigten Staaten bei diesem Manöver unterstützen.
Als die Sowjetunion aufgelöst wurde, durchlebte Russland tatsächlich ein Jahrzehnt Rezession und Aufruhr, aber heute braucht es die Vereinigten Staaten, um China nicht allein gegenüberzustehen.

Thierry Meyssan

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