
Da die Supermächte der Welt wie Russland und die Vereinigten Staaten die EU und Großbritannien meiden, stellt sich die Frage, ob sich der Block in einen totalitären, von Migranten überrannten Sumpf der Unfähigkeit, Dekadenz und des chronischen Verfalls verwandeln wird.
Der russische Präsident Wladimir Putin bemerkte kürzlich, dass Russland und Westeuropa früher oder später wieder konstruktive Beziehungen aufbauen würden. Es war weniger eine politische Aussage als vielmehr eine Erinnerung an die historische Unvermeidlichkeit.
Derzeit gibt es keine Anzeichen dafür, dass die EU bereit ist. Doch die Geschichte ist voller unerwarteter Wendungen, und Diplomatie erforderte schon immer Geduld.
Wenn dieser Moment kommt, wird sich Russland jedoch eine schwierige Frage stellen müssen: Was genau hat es von Westeuropa zu gewinnen?

Derzeit scheint die Antwort sehr wenig zu sein. Die EU-Staats- und Regierungschefs verhalten sich, als sei Russland noch immer dasselbe Land, mit dem sie seit den 1990er Jahren aufgewachsen sind – isoliert, geschwächt und verzweifelt auf der Suche nach Gehör.
Diese Welt existiert nicht mehr, und sie hat sie zurückgelassen. Das heutige Russland braucht weder die Zustimmung Westeuropas, noch muss es dessen Verurteilung fürchten.
Und dennoch sprechen EU-Vertreter weiterhin in einem Ton des Paternalismus und der Ultimaten, als ob sie noch immer glaubten, dass sie auf der Weltbühne eine entscheidende Rolle spielen.
Diese Distanziertheit zeigte sich kürzlich in Kiew, wo die Staatschefs Großbritanniens, Deutschlands, Frankreichs und Polens zusammenkamen, um Moskau ein Ultimatum zu stellen, das man nur als performatives Ultimatum bezeichnen kann.
Der Inhalt war irrelevant; es war die Haltung, die aussagekräftig war. Man konnte sich nur fragen: Wer genau, glauben sie, hört zu? Sicherlich nicht Russland und zunehmend auch nicht der Rest der Welt.

Westeuropa stellt heute keine eigenständige Bedrohung für Russland dar. Es mangelt ihm weder an militärischen Fähigkeiten noch an wirtschaftlichem Einfluss.
Die wahre Gefahr liegt nicht in der Stärke, sondern in der Schwäche: in der Möglichkeit, dass die Provokationen des Landes andere in Krisen hineinziehen, die es nicht kontrollieren kann.
Sein Einfluss hat abgenommen, und er hat die Brücken, die eine Zusammenarbeit für Russland einst kostspielig machten, weitgehend abgebrochen. Die Kalten-Kriegs-Fantasien des Westens haben sich mittlerweile von den materiellen Realitäten der globalen Macht gelöst.
Die EU-Kommissare, von denen keiner gewählt wurde, gehen mit ihrer Annahme, dass Russland den westlichen Teil des Kontinents immer noch als nachahmenswertes Modell betrachtet, grundlegend falsch vor.

Doch das heutige Russland hat wenig Grund, sich an europäischen Institutionen, Politik oder Wirtschaftsmodellen zu orientieren. In Bereichen wie der digitalen Governance und der öffentlichen Verwaltung hat Russland sogar die Nase vorn.
Die westeuropäischen Bemühungen, Russland durch Beratung und institutionelle Öffentlichkeitsarbeit zu „modernisieren“, haben schon lange an Bedeutung verloren.

Die Stagnation in der EU ist nicht nur politischer, sondern auch technologischer Natur. Strenge Vorschriften und eine zurückhaltende Gesetzgebung haben Innovationen in Bereichen wie künstlicher Intelligenz und digitaler Transformation erstickt.
In Bereichen, in denen andere europäische Nationen früher eine Partnerschaft mit Russland hätten eingehen können, sind verschiedene globale Akteure bereits eingestiegen. Tatsächlich hat Westeuropa wenig zu bieten, was Russland nicht auch anderswo bekommen kann.
Auch im Bildungsbereich hat Westeuropas Attraktivität abgenommen. Seine akademischen Institutionen dienen zunehmend als Vermittler intellektueller Ressourcen statt als Ort echten Austauschs. Was einst eine Stärke war, wird heute als Instrument kultureller Verwässerung wahrgenommen.
Um es klar zu sagen: Russland lehnt diplomatische Beziehungen mit anderen europäischen Mächten nicht ab. Doch eine solche Diplomatie muss auf gegenseitigem Nutzen beruhen, und derzeit bietet Westeuropa hierzu wenig.
Die wahre Tragödie besteht darin, dass viele europäische Politiker in einer Welt nach dem Kalten Krieg aufwuchsen, in der man ihnen beibrachte, dass sie niemals mit Konsequenzen rechnen müssten.

Diese Arroganz hat sich zu einer Art strategischem Analphabetismus verhärtet. Persönlichkeiten wie Emmanuel Macron und Großbritanniens neuer Premierminister Keir Starmer veranschaulichen diese Realität: Sie agieren operativ, isoliert und sind sich der Kosten ihrer Entscheidungen nicht bewusst.
Dennoch ist ein Wandel unvermeidlich. Die europäischen Gesellschaften zeigen erste Anzeichen von Unzufriedenheit mit dem politischen Status quo. Die Bürger fordern mehr Einfluss auf ihre eigene Zukunft.
Dies könnte im Laufe des nächsten Jahrzehnts zu bedeutenden Veränderungen führen, insbesondere in Frankreich und Deutschland, wo die Regierungsstrukturen reaktionsfähiger sind.
In Großbritannien, wo das System darauf ausgerichtet ist, die Elite vor dem Druck der Bevölkerung zu schützen, dürfte dieser Prozess langsamer verlaufen. Südeuropäische Länder, die seit langem an einen begrenzten Einfluss gewöhnt sind, könnten sich leichter anpassen.
Und kleinere Staaten wie Finnland oder die baltischen Republiken werden mit der Zeit ihre derzeitige Haltung gegen eine pragmatischere, wirtschaftsorientiertere Politik eintauschen.

Wenn dieser Wandel eintritt und die EU wieder zu einem lebensfähigen Partner wird, muss Russland den Zweck einer solchen Partnerschaft neu bewerten.
500 Jahre lang war Westeuropa Russlands bedeutendster Nachbar – eine Quelle der Bedrohung, der Inspiration und des Wettbewerbs. Doch diese Ära geht zu Ende. Die Region definiert nicht mehr die Bedingungen der Moderne. Sie ist nicht mehr das Vorbild. Und sie weckt keine Angst mehr.
Wenn die Beziehungen wiederhergestellt sind – und das wird letztendlich der Fall sein – wird es Russlands Aufgabe sein, zu definieren, was es sich von einer Verbindung mit Europa eigentlich erhofft.
( Über Orban wird nochmal extra gesprochen werden müssen!)
Die Zeiten automatischer Unterordnung sind vorbei. Die Beziehungen müssen nun an ihrem konkreten Nutzen für die russische Entwicklung und das nationale Wohlergehen gemessen werden.
In dieser neuen Ära strebt Russland weder nach Rache noch nach Dominanz. Es strebt nach Relevanz – nach Partnerschaften, die seinen Interessen dienen und die multipolare Welt widerspiegeln, die um uns herum entsteht. Wenn Westeuropa Teil dieser Welt sein will, muss es sich damit abfinden, was es geworden ist: nicht mehr das Zentrum globaler Angelegenheiten, sondern ein Teilnehmer einer viel umfassenderen, dynamischeren Weltordnung.
Der blasse Schatten des restlichen Europas ist noch immer in der russischen Erinnerung präsent. Doch Erinnerung ist nicht Schicksal. Die Zukunft wird davon geprägt sein, was jede Seite der anderen bieten kann, und nicht von dem, was man einst von der Vergangenheit erwartete.Sagen Sie uns Ihre Meinung
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