SCOTT RITTER: HEUTE IST ISRAEL SIEGER – IRAN DEFINIERT SICH

“Israel hat heute gewonnen. Man kann nicht sagen, was die Zukunft bringt. Wir wissen nicht, ob es da draußen noch andere Überraschungen gibt, die auf uns warten. Was wir wissen, ist, dass Israel heute von allen Akteuren in der Region, mit Ausnahme vielleicht der Türkei, in einer Position ist, in der es sagen kann: ‘Wir haben einen strategischen Sieg errungen’. Und Netanjahu wird das für sich in Anspruch nehmen, was nicht nur seine Position als Führer Israels festigt, sondern auch die Rechtskoalition, die er hatte und von der alle, auch ich, glauben, dass sie kurz vor dem Zusammenbruch stand, ist jetzt gestärkt worden.” – So analysiert der US-Militärexperte und ehemalige UN-Waffeninspekteur, Scott Ritter, die neue geopolitische Situation im Nahen Osten nach dem Zusammenbruch Syriens und dem Sturz der Regierung von Baschar al-Assad. Ritter sieht eine düstere Zukunft für das palästinensische Volk voraus: “Es wird eine härtere Politik geben. Das Westjordanland wird gesäubert werden, der Gazastreifen wird entvölkert und mit Israelis neu bevölkert werden, die damit prahlen, dass sie Immobilien am Strand kaufen werden. Das ist die neue Realität. Das ist eine absolute Tragödie für das palästinensische Volk. Und für die Sache eines palästinensischen Staates.” Einer der Gründe dafür ist der Zusammenbruch der “Achse des Widerstandes”: “Der Zusammenbruch Syriens hat die Land- und Luftverkehrsverbindungen unterbrochen. Im Moment gibt es für den Iran keine Möglichkeit, die Hisbollah neu auszurüsten. Dies hat für die Hisbollah eine ganz neue Realität geschaffen, die für Israel sehr gut ist, denn Israel war nicht in der Lage, die Hisbollah zu besiegen. Aber nun, da die Nabelschnur zum Iran durchtrennt wurde und die politische Situation im Libanon ein Machtvakuum geschaffen hat, wird die Hisbollah durch den Zusammenbruch der Regierung von Bashar al-Assad in eine Situation geraten, in der sie die Funktionen des Widerstands und der politischen Führung trennen muss. Das ist das Ende der Achse des Widerstands.” Der Iran selbst steht laut Ritter isoliert dar und muss seine eigene Position neu definieren: “Ich glaube, dass auch der Iran einen strategischen Rückzug antreten wird. Sie haben sich bereits zurückgezogen. […] Der Iran steht jetzt isoliert. Der Iran durchläuft im Moment auch eine sehr interessante Zeit. Der Tod von Präsident Raisi öffnete die Tür dafür, dass Irans eigene innenpolitische Missstände politisch ausgetragen werden konnten, und der Wille des Volkes manifestierte sich in der Wahl dieses neuen iranischen Präsidenten, der eher dazu neigt, die Verbesserung der Beziehungen zum Westen zu unterstützen. […] Und so werden die strategischen Prioritäten des Irans jetzt, da Syrien zusammengebrochen ist, meiner Meinung nach neu überdacht. Aus diesem Grund herrscht im Iran viel Schweigen und Verwirrung.” Außerdem sprachen wir mit Scott Ritter über die Gründe für den Zusammenbruch der Regierung von al-Assad, über die Rolle der USA in dem Geschehen, über die Freude des Westens über den Sieg von Islamisten, sowie über den noch immer vorherrschenden Anspruch Washingtons, die gesamte Welt zu führen. Ritter resümiert dazu: “US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sieht auf eine schrumpfende US-Militärpräsenz in Syrien. Die Logik diktiert, dass man bei dieser Art von Instabilität die amerikanische Militärpräsenz allein aus Gründen der Sicherheit erhöhen sollte. Aber das Problem ist, dass Austin nicht mehr lange Verteidigungsminister sein wird und dass Joe Biden nicht mehr lange Präsident sein wird. Und sie werden durch einen Mann ersetzt werden, der aus Syrien abziehen will. Basierend auf der ersten Reaktion von Donald Trump in den sozialen Medien ist es klar, dass Trump, obwohl er die Katastrophe in Syrien erkannt hat, sagt, dass es nicht Amerikas Problem ist und dass er immer noch beabsichtigt, die amerikanischen Truppen von dort abzuziehen.”

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